Postforming

Fachbegriff für das nachträgliche (post) Verformen (forming) einer bereits aufgebrachten Oberflächenbeschichtung von Werkstoffplatten entlang eines Kantenprofils. Dieses Verfahren wurde erstmals 1976 durch die Firma IMA Klessmann GmbH vorgestellt.

Das Oberflächenmaterial wird beim Beschichten der Werkstoffplatte über der profilierten Kante stehen gelassen und in einem nachgeschalteten Prozess von einer Postformingmaschine angeleimt (Takt- und klassisches Durchlaufverfahren).

Postformingteile finden überall dort Anwendung, wo Holzwerkstoffe und ihre Kanten besonders starker Belastung durch Feuchtigkeit, Chemikalien und mechanischer Beanspruchung ausgesetzt sind.

  • Bad- und Küchenmöbel
  • Laboreinrichtungen
  • Krankenhausausstattung
  • Empfangs- und Verkaufstresen
  • Schiffsmobiliar

Postformingverfahren

Taktverfahren

Ausgangsmaterial sind im Kantenbereich profilierte und flächenseits beschichtete Platten.

  • Auf das Kantenprofil/den Verformbereich wird mit einer Sprühpistole Leim aufgetragen.
  • Das Werkstück wird in die Postformingmaschine eingelegt und gespannt.
  • Eine elektrische Heizschiene (Formschiene) umfährt unter ständigem Druck ausgehend von der Werkstückfläche das Profil und presst das überstehende Oberflächenmaterial an das Kantenprofil. Durch die abgegebene Wärme findet eine Verformung statt und das Oberflächenmaterial passt sich exakt dem Kantenprofil an.

Innenradien treten an Wandabschlüssen von Arbeitsplatten auf. Diese Wandabschlüsse sind in Feuchträumen besonders gefährdet, darum bietet sich hier das Postformingverfahren mit dem Ergebnis einer durchgehenden Beschichtung besonders an. In diesem Fall umfährt nicht die Heizschiene das Profil, sondern das Werkstück wird um die Heizschiene gelegt und der Spalt zwischen den beiden Plattenstücken mit einer passgenauen Leiste geschlossen. (siehe Abbildung)

Hersteller von Postformingmaschinen im Taktverfahren (Stand 2010):

Durchlaufverfahren

Ausgangsmaterial sind flächenseits beschichtete und im Kantenbereich vorprofilierte Kanten. Die Maschine entspricht in ihrem Grundaufbau einer Kantenanleimmaschine. Der entscheidende Unterschied besteht in der Andruckzone. Bei Postformingmaschinen besteht sie aus vielen gummierten Röllchen, welche in ihrer Neigung exakt dem Werkstückprofil angepasst werden können. Beim Einrichten der Maschine wird eine vorprofilierte Platte in die Maschine eingelegt. Die Röllchen der Druckzone werden dem Kantenprofil so zugestellt, dass sie das überstehende Oberflächenmaterial, beginnend von der Fläche, um das Profil herumschlagen. Heizstrahler bzw. Heizgebläse sorgen für die nötige Temperatur zur Verformung. Manche Maschinen verfügen über eine automatische Leimangabestation, bei anderen Maschinen muss der Leim zuvor manuell aufgetragen werden. Je nach Ausstattung folgt ein Bündigfräsaggregat (siehe 'Bündig/Radius/Fasestationen) zum Bündigfräsen des angeleimten Oberflächenmaterials. Weitere Stationen für Sonderbearbeitungen können nachgeschaltet sein. Hoch mechanisierte Maschinen bringen bereits vor dem Anleimen sowohl das zu verformende Oberflächenmaterial als auch das Oberflächenmaterial an der Anschlussseite mittels Fräsaggregat auf ein Maß, welches einen optisch fugenfreien Übergang gewährleistet.

Hersteller von Postformingmaschinen für das Durchlaufverfahren bis 25 m/min (Stand 2010):

  • emi, USA
  • IDM, Italien
  • IMA, Deutschland
  • Homag, Deutschland
  • Midwest, USA

Folgende Oberflächenmaterialien können im Taktverfahren und Durchlaufverfahren verformt werden:

  • HPL
  • CPL
  • Mehrlagige Papiere
  • Furniere

Postforming-Direktverfahren

Beim Postforming-Direktverfahren besteht das Ausgangsmaterial in unprofilierten, beschichteten Platten ohne Überstand des Oberflächenmaterials. Die Maschine profiliert den Verformbereich selbst und legt dabei soviel vom Beschichtungsmaterial frei, wie zum Beschichten der Kante nötig ist (siehe Abbildung). Anschließend wird der Überstand um das Kantenprofil geschlagen, so wie oben im Durchlaufverfahren beschrieben.

Vorteile des Direktverfahrens:

  • Eine Maschine für mehrere Arbeitsgänge...
  • spart Platz und Zeit.
  • verkürzte innerbetriebliche Transportwege und vermindert dadurch das Risiko von Beschädigungen.
  • vereinfacht die Arbeitsorganisation.
  • Als Ausgangsmaterial dienen bereits fertig beschichtete Platten.

Mögliche Oberflächenmaterialien:

  • HPL-Laminate (bei ausschließlicher Verwendung von PVAC-Leim)
  • CPL-Laminate > 0,4 mm (bei ausschließlicher Verwendung von PVAC-Leim)
  • Polyester
  • Nachverformbare Melamindirektbeschichtung
  • Furniere

Hersteller von Maschinen für Direkt-Postforming im Durchlauf bis 20 m/min (Stand 2010)

  • Homag, Deutschland
  • IDM, Italien
  • IMA, Deutschland

Postforming-Klebstoffe

  • Dispersionsklebstoffe auf PVAC Basis werden im Sprühverfahren auf die Werkstückkanten und das Beschichtungsmaterial aufgetragen
  • Lösemittelklebstoffe auf Polychloropren Basis (v.a. Amerika, Asien)
  • Schmelzklebstoffe auf Basis von EVA (Ethylen-Vinylacetat), Polyolefin (PO) und Polyurethan (PU) werden entweder mit Schlitzdüse oder Auftragswalze auf die Werkstückkante aufgetragen.

Alternativbegriffe, verwandte Begriffe

  • Post-forming
  • Postformingmaschine

Bilder

Taktverfahren, Ablauf
BRANDT
Taktverfahren, Ablauf bei Innenradien
BRANDT
Typ PF10/42 für das Taktverfahren
BRANDT, 1998
Typ 1038 für das Taktverfahren
EMI, 2010
Heizstrahler und Biegestab
HOMAG, 2005
Postforming-Druckzone
HOMAG, 2005
Postforming-Druckzone
IMA, 2005
Durchlauf-Postformingmaschine doppelseitig
EMI, 2010
Postformingmaschine AVM/P/II
IMA, 1998
Postformingmaschine PF180
TURANLAR, 2008
Ablauf Direkt-Postforming-Verfahren
HOMAG
Typ VFL für das Direktverfahren
HOMAG, 2005
Ungewöhnliche Technologie: Biegebewegung horizontal bei Panhans 709
PANHANS, 1987