Furnierpresse

Maschine für das Aufbringen von dünnen Materialschichten (Furnier, Papier, Folie, HPL) auf Plattenwerkstoffe mit Hilfe druckbeaufschlagter, beheizbarer Pressflächen.

Aufbau

Das Grundgestell besteht in der Regel aus massiven Stahlträgern, welche in der Form eines Quaders verschweißt sind. Im Raum zwischen den vier unteren Trägern ist meist die Pumpe für das Hydrauliksystem untergebracht. Der Pressentisch mit Heizplatten befindet sich innerhalb des Grundgestells. Je nachdem ob obenliegende Zylinder die obere Pressplatte gegen die untere feststehende Platte bewegen oder untenliegende Zylinder die untere Platte nach oben bewegen, wird die Presse als 'Oberkolbenpresse' bzw. 'Unterkolbenpresse' bezeichnet. Miteinander gekoppelte Zahnstangenführungen gleichen Druckunterschiede im Hydrauliksystem aus und sorgen so für ein genau paralleles Zusammenfahren der Platten.

Pressflächen und Heizplatten

Grundsätzlicher Aufbau eines Pressentisches mit Aluminium-Heizplatte:

  1. ca. 12mm dicke, massive Aluminiumplatte mit eingelegten Drähten zur elektrischen Widerstandsheizung
  2. wenige Millimeter dicke Isolierschicht zur thermischen Trennung
  3. meist ca. 38..40mm dicke Träger- und Isolierplatte aus Spanplattenmaterial
  4. massive Stahl-Unterkonstruktion zur gleichmäßigen Druckverteilung (Pressentisch)

Die Ebenheit der Pressfläche entscheidet u.a. über die Qualität der Werkstückoberfläche und die Güte der Verleimung. Unebene Platten, Leimreste auf den Flächen, Kratzer, ungleichmäßige Temperaturverteilung innerhalb der Pressflächen sind mögliche Ursachen für Fehlverleimungen. Auch pressenunabhängige Faktoren, wie z.B. die Leimqualität und -Auswahl, die Oberfläche der zu verbindenden Werkstücke/ Materialien sind entscheidend für die Qualität der Werkstückoberfläche.

Da Wärme für ein schnelleres und gleichmäßigeres Abbinden des Leimes sorgt, werden meist Heizplatten als Pressflächen verwendet.

gängige Plattenabmessungen

  • 2200 x 1100mm
  • 2550 x 1100mm
  • 2550 x 1350mm
  • 2750 x 1350mm
  • 3000 x 1350mm
  • 3300 x 1350mm
  • 3600 x 1350mm

Um die Oberfläche der Pressflächen dauerhaft zu schützen und die Reinigung von Leimresten zu erleichtern, werden Kunststofffolien mit leimabweisender Wirkung über die Pressflächen gespannt. (siehe Abbildung) Bei automatisch beschickten Pressen übernehmen diese Folien zugleich die Funktion des Werkstückeinschubs bzw. Austransports.

Erzeugung des Pressdrucks

  • pneumatisch: Einsteigermodelle einiger Hersteller sind mit pneumatischer Druckerzeugung ausgestattet, wobei der Druck entweder mittels Pneumatikzylinder oder unter der unteren Heizplatte verbauten Schläuchen (vergleichbar mit Feuerwehrschläuchen) aufgebracht wird. (Abbildung Joos-Junior)
  • handhydraulisch: Manuell betätigte Hydraulikpumpe, die Hub um Hub die Pressplatten zusammenführt bzw. zusammenpresst bis der eingestellte Druck erreicht ist.
  • hydraulisch: Fast alle modernen Furnierpressen sind mit elektro-hydraulischer Druckerzeugung (Hydraulikaggregat) ausgestattet.

Sicherheitstechnik (Auswahl)

Not-Aus-Sicherheitsleine

Um die gesamte Maschine herum ca. in Kniehöhe umlaufende Not-Aus-Sicherheitsleine, die im Falle der Betätigung (daran ziehen oder drücken) den Schließvorgang einer Furnierpresse sofort unterbricht. HOLZ-BG-Vorschrift seit 1. April 1977. (siehe Abbildung Ott- Presse)

Bei Pressen ab Baujahr 2000 ist vorgeschrieben, dass durch Drücken/ Ziehen der Reißleine die Presse wieder aufgeht.

Tischsicherung

Unterhalb der unteren Pressplatte angebrachte umlaufende Not-Aus- Sicherheitsleine oder drucksensible Kontaktleiste, die den Öffnungsvorgang der Platte und damit deren Abwärtsbewegung sofort stoppt.

Schutz vor Verkanten der Pressplatten aufgrund Fehlbelegung

siehe A.B.S.-Sicherheitssystem, FSS Funktions-Sicherungs-System

Alternativbegriffe für Furnierpressen:

Typische Frage beim Gebrauchtmaschinenkauf: 'Sind die Platten noch gut?'

Grundsätzlich ist zu unterscheiden, für welchen Anwendungszweck die Furnierpresse erneut zum Einsatz kommen soll. Als höchste Anforderungsstufe gilt das Verpressen von sehr dünnen Folien oder Furnieren auf großen Flächen; als Arbeit mit geringeren Anforderungen an die Qualität der Platten gelten Pressarbeiten mit dickem Furnier bzw. von Massivholz, was später nachbearbeitet werden kann. D.h.: Nicht jeder Kratzer auf der Platte muss deren Austausch bedeuten.

Prüfmöglichkeiten:

optische Prüfung (ungenau)

Risse, sichtbare Unebenheiten oder Beschädigungen, Leimreste, ...

Öltröpfchentest (genauer)

Mittels Pipette werden möglichst gleich große Tröpfchen gleichmäßig aufgebracht und beim Schließen der warmen Presse 'zerdrückt' sodass kreisrunde Flecken entstehen. Fallen diese gleichmäßig über die gesamte Pressfläche aus, ist dies ein Zeichen für sehr gut erhaltene Platten, die hohen Qualitätsanforderungen entsprechen.

Probepressen

mit Papier und Leim auf reellem Werkstück

Bilder und Videos

thermoölbeheizte Furnierpresse
ORMA, 1995
Mehretagenpresse AMD U 80
AMD, 1990
Pressenfolie an einer Durchlaufpresse
JOOS
Temperiergeräte für wasserbeheizte Presse
JOOS, 1996
Not-Aus-Leine
OTT, 2000
Presse mit pneumatischer Druckerzeugung: Joos Junior
JOOS, 2004
300K -H
OTT, 1970
Video
Etagenpresse mit wasserbeheizten Platten

Baureihen (159)

FRAMA
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